30 Mai 2011

Nusskuchen

Ja, heute mal was ganz Anderes: ein Rezept!

250g geriebene Nüsse
250g Grieß
250g Zucker
1 Tüte Vanillinzucker
1 Tüte Backpulver
1 Esslöffel Mehl
½ l Milch

Ich habe Weichweizengrieß genommen, Hartweizengrieß sollte aber auch gehen. Alles in eine Schüssel zusammenschütten gut umrühren, dass die ganzen pulvrigen Ingredienzien auch was von der Milch gesehen haben.
Das schüttet man dann in eine gefettete und mit Mehl bestäubte Springform oder auf ein Kuchenblech.

Bei 200° Umluft ca. 30min in die Röhre. Bis es gut riecht. Belegen nach Belieben. Ich hatte noch Schokoglasur übrig. Erst Weiße, dann Dunkle und ein paar Mandelsplitter, in Ermangelung von Haselnüssen.

#omnomnom


28 Mai 2011

FarScape – Der Anfang vom Ende des Anfangs

Sechseinhalb Jahre nach dem Ende der Serie mit dem Fernsehfilm The Peacekeeper Wars, bringt Panini Comics die Comicbuchreihe von Boom Studios übersetzt in Deutschland heraus. Den Anfang macht Buch 1: Der Anfang vom Ende des Anfangs. Im englischen Original erschienen zunächst 4 Einzelhefte bei Boom Studios und später dann, das nun seit 12. April 2011 auch in Deutsch vorliegende, Comicbuch, dass diese vier Hefte in sich vereint. Das Buch beginnt direkt nach der letzten Szene des Fernsehfilms, in der Aeryn Sun und John Crichton mit ihrem Sprössling auf der Aussichtsplattform von Moya stehen. Sofort schleicht sich eine neue dunkle Bedrohung über das folgende Panel, denn ein schwarzes Schiff mit einem nicht weniger düster aussehenden Piloten verfolgt Moya. Derweil hat Rigel Kontakt zu seiner letzten noch verbliebenen Ehefrau Mmyna aufgenommen und hofft nach dem Abzug der Scarraner, nun endlich auf seinen Thron zurückkehren zu können.

Bishan, Rigels Cousin und Thronräuber, war jedoch nicht untätig und hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt um ihn gefangen zu nehmen und hinzurichten, sollte er jemals in hynerianisches Territorium zurückkehren. Eigentlich sollte die Herrschaft nach inzwischen 50 Zyklen und der Besatzung durch die Scarraner nach Unterzeichnung der Waffenruhe, an Rigel zurückfallen, doch Bishan weigert sich. Jothee wird unterdessen von der nymphomanischen Chiana auf Trab gehalten. Aeryn fühlt sich glaubwürdig von ihrer neuen Rolle als Mutter überfordert und denkt immer, dass sie nicht besser sein wird als ihre Eigene. Dass John mit dem Säugling scheinbar mühelos umgeht und dieser sich in seiner Obhut immer beruhigt, trägt nicht zu einer Besserung von Aeryns Stimmungslage bei. Noranti versucht mit ihren Tränken zu helfen. So macht sich Moya gesteuert von Pilot auf nach Hyneria. Dort angekommen muss die Crew von Moya feststellen, dass ein alter Bekannter hinter den Kulissen die Strippen zieht...

Soviel zum Einstieg in diese erste Fortsetzung der Geschichte um den ehemaligen Gefangenentransport und seine bunte Besatzung, der natürlich leider unglaublich lieb gewonnenen Charaktere fehlen. Dennoch, man merkt der Geschichte an, dass sie aus der Feder des Serienschöpfers Rockne S. O'Bannon stammt und von einem erfahrenen Genre-Autor in ein Dialogskript für die Panels umgesetzt wurde. Als Serienfan findet man sofort Anschluss und trauert dem Bewegtbildende doch ganz schön hinterher. Die Dialoge, die Art und Weise, wie die Figuren in der Serie miteinander redeten ist 1A getroffen - mit ein wenig Vorstellungskraft hört man die Stimmen von Claudia Black oder Ben Browder. Auf 100 Seiten bekommt man hier eine würdige, detailliert gezeichnete, FarScape-Geschichte präsentiert, die ebenso wie die Serie mehr als einen Handlungsstrang aufgreift. Dabei wird mit der dunklen Figur vom Anfang scheinbar ein größerer Storybogen begonnen, der die Bücher über längere Zeit begleiten wird, zu dem parallel, die Geschichte um Hyneria und Rigels Schicksal das Hauptthema dieses ersten Bandes ist.

Der einzige Kritikpunkt, den ich habe, ist die Darstellung von Actionszenen im All, denen man auf 2-3 Panels nicht besonders gut folgen kann. Die Choreografie und der Überblick über solche Szenen, ist schon bei bewegtem Bild eine technische Herausforderung und auf begrenztem Raum durch Zeichnungen wird es sicherlich nicht einfacher, so etwas zu präsentieren. Eigentlich spielen diese für die Geschichte an sich, auch nicht wirklich eine große Bedeutung. Einen einzigen Rechtschreibfehler hab ich gefunden und ich werde ihn behalten. Ansonsten kann ich an der Übersetzung nichts aussetzen. Ich kenne das englische Originalskript nicht, aber habe die Serie im Original gesehen und mir ist kein größerer Faux Pas aufgefallen - Peacekeeper heißen auch hier weiterhin Peacekeeper.

Für knapp 15€ bekommt ihr hier eine echte FarScape-Story mit den Figuren, die ihr seit dem Ende der Serie vermisst. Dieses Buch ist aber tatsächlich nur was für Leute, die die Serie gesehen haben. Neueinsteiger können sicherlich der Hauptstory mühelos folgen, haben aber keine Ahnung, wer die handelnden Personen sind, wo sie herkommen und was sie gemeinsam durchgemacht haben. Es ist eben eine echte Fortsetzung. Den Fans wie mir, kann ich den Comic ans Herz legen. Bei Boom Studios in den USA erscheint neben den Buchbänden, derer es inzwischen sieben Stück gibt, auch eine fortlaufende Einzelheftreihe. In welchem Zusammenhang diese beiden Veröffentlichungen stehen ist mir leider nicht bekannt. Je nach Erfolg wird Panini vermutlich die bisher erschienen Bände weiterhin übersetzen und veröffentlichen - im Oktober 2011 soll Band 2 erscheinen.

Auf PaniniComics.de findet ihr eine kostenlose Leseprobe und ihr könnt euch vom Stil und den Dialogen selbst ein Bild machen.

Wertung: 8 von 10 Starbursts

Disclaimer: Panini stellte mir den Comic für eine Rezension zur Verfügung.


24 Mai 2011

Fluch der Karibik 4 – Fremde Gezeiten

Nach dem Ende der Geschichte um William Turner und Elizabeth Swan, folgt Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) erneut, aber allein, dem Kurs seines magischen Kompasses. Wie der Blick auf die Seekarte im letzten Teil schon andeutete, ist das Objekt der Begierde in Fremde Gezeiten die Quelle der Jugend. In der alten Welt stehen Spanien und England in kriegerischer Konkurrenz zueinander. Angetrieben von ihren Glaubensausprägungen wollen sowohl Spaniens als auch Englands König, die Quelle erreichen. In London nun, heißt es, sucht Jack Sparrow eine neue Crew. Keiner ist von diesem Gerücht überraschter als Jack selbst. Dort treffen wir auch auf Barbossa (Geoffrey Rush), nun als Freibeuter in Diensten seiner Majestät stehend, der Rache für den Diebstahl der Black Pearl und den Verlust eines Beines geschworen hat. Blackbeard (Ian McShane), der Piratenbösewicht in diesem vierten Teil, hat ihm die Pearl und das Bein genommen. Dieser ist seinerseits getrieben von einer Prophezeiung auch auf der Suche nach dem Ort, der ewiges Leben verspricht. Alle wollen Jack, bzw. seinen treuen ersten Maat Master Gibbs (Kevin McNally), der den Kurs über die verschiedenen Stationen zur Quelle im Kopf hat. So erlebt der Zuschauer in diesem rumgetränkten 3D-Abenteuer ein klassisches Wettlauf-Szenario, angereichert mit den typischen Sprüchen von Capt. Jack und dem restlichen Piratenpack.

Die Mischung altbekannter und neuer Figuren macht Fremde Gezeiten interessant, v.a. die Hass-Freundschaft zwischen Barbossa und Sparrow macht ihn doch sehr kurzweilig. Sie hat außerdem den Effekt, dass man hier eine gute Verbindung zu den ersten drei Teilen geschaffen hat ohne sich zu wiederholen und ich kann nachvollziehen, dass man von dem Liebespaar genug hatte. Auf der Suche nach Antworten, begegnet Jack schließlich einer alten Flamme, Angelica (Penélope Cruz). Ihre Loyalität ist mehr als einmal unklar, sie versucht aber mit Hilfe eines jungen Priesters Blackbeards dunkle Seele zu retten, sollte die Prophezeiung wahr werden und die Quelle nicht rechtzeitig erreicht werden. Der Priester selbst wird im Laufe der Reise getestet und wird eine Entscheidung zu treffen haben.

Die vorherigen drei Teile sind zugleich Segen und Fluch dieses vierten Films. Zum Einen fühlt man sich in der von Disney geschaffenen Welt sofort zuhause, zum Anderen setzt bei mir eine Ermüdung ein. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum es so lange vor Fluch der Karibik keine oder kaum moderne Piratenfilme gab (von Die Piratenbraut mal abgesehen): man braucht wie bei Western Verschnaufpausen im Kino, sonst fühlt man sich von Stoff im selben Setting schnell überrannt und trotz aller neuen Storyelemente sieht man gefühlt wenig Neues. Man sollte hier nicht zu viel erwarten, Fremde Gezeiten ist ein typischer Actionfilm und wie die ersten Filme mit wenig Tiefgang auf Keilereien und Seegefechte getrimmt. Mein größtes Problem habe ich mit Blackbeard. Sicher, Ian McShane macht aus der Figur einen mordlustigen, blutrünstigen Barbaren, der nur von Penélope Cruz' Angelica zeitweise beschwichtig werden kann und macht das gut. Aber nach zwei Teilen mit dem untoten Davy Jones und seiner zu Meeresfrüchten gewandelten Crew, ihn als NOCH böser oder vielschichtiger hinzustellen, funktioniert einfach nicht. Im Grunde ist er ein Mann, der Schiss hat, dass ihn seine Taten einholen und nun aus Verzweiflung alles auf diese Reise wirft. Er wirkt nun wie die Sparversion von Davy Jones.

Technisch gibt es an der Produktion nicht da Geringste auszusetzen, so ist der 3D-Effekt hier auch durchaus angenehm. Ich würde nicht soweit gehen und ihn als notwendig einstufen, aber er trübt hier nicht das Kinoerlebnis, wie bei anderen 3D-Filmen der letzten Zeit. Mit den Kulissen haben sie sich erneut sehr viel Mühe gemacht. Gerade auch die neuen Schauplätze in der alten Welt sorgen für etwas Abwechslung zwischen den sonst recht tropischen Umgebungen. Der Beziehungsquatsch ist leider etwas aufgesetzt und irgendwie versucht die Beziehung zwischen Angelica und Jack krampfhaft die aus Mr. und Mrs. Smith nachzuahmen. Ich fühlte mich daran erinnert, nur leider fehlt mir da der Funke oder ein Knistern, besonders von Jacks Seite. Angelica wohnt spürbar eine Leidenschaft inne, die an Jack aber nur verpuffen würde, da hilft auch kein Tango im Mondschein.

Alles in Allem wirkt Fremde Gezeiten mehr wie eine losgelöste Episode aus dem Leben von Captain Jack Sparrow, was ja irgendwie sogar der Plan der Macher war. Durchaus lustige Piratenaction, aber trotz guter Bemühungen eher eine Überdosis. Ich hab jedenfalls erst mal genug davon. Arrrrrr!

5 von 10 Buddels voll Rum

Disclaimer: dieser Artikel erschien zuvor auf fictionBOX.de


20 Mai 2011

SCRE4M - seit 5. Mai im Kino

Ghostface ist zurück! Nach 11 Jahren Leinwandabstinenz hat sich die Mannschaft der Teeniehorrorfilmreihe der 1990er nocheinmal zusammengefunden um dem beschaulichen Städtchen Woodsboro und den Zuschauern im Kino das Fürchten zu lehren. Sidney Prescott (Neve Campbell) befindet sich gerade auf Buchtour und diese führt sie, als sich die Ereignisse des ersten Films von 1996 erneut jähren, in ihren Heimatort zurück. Was als cleverer Schachzug ihrer Agentin Rebecca (Alison Brie, Community) beginnt, führt zum erneuten Auftauchen des Schlitzers mit Geistermaske und schwarzem Umhang. Die meisten Menschen sind über den Besuch der berühmt-berüchtigten Tochter des Ortes ausgerechnet zum Jahrestag wenig begeistert. Bei Gale Weathers (Courtney Cox, Cougar Town) zum Beispiel läuft es aufgrund einer Schreibblockkade derzeit nicht so gut, was sich auch auf die Ehe zwischen ihr und Sheriff Dewey Riley (David Arquette) negativ auswirkt. Sie neidet Sidney ihren Erfolg als Autorin und sieht in den beginnenden Ereignissen einen Chance auf Inspiration. Als die ersten Opfer gefunden werden geht der altbekannte Zirkus von Neuem los.

Die Mutter aller Horrofilme über Horrorfilme geht in eine neue Runde und spart weder mit Selbstrefrentiellem noch Referenzen zur Popkultur des letzten Jahrzehnts noch literweise Filmblut. Man könnte meinen Wes Craven (Regie) und Kevin Williamson (Buch) hätten den Film nur für Filmgeeks geschrieben & gedreht und nicht einmal ich bin mir sicher, ob ich jeden "Insiderwitz" mitbekommen habe. Es gibt eine neue Generation an der High School angeführt von Sidneys Cousine Jull Roberts (Emma Roberts), einen neuen Filmclub, eine neue Art mit Medien umzugehen. So filmt der Filmgeek Robbie (Erik Knudsen) seinen ganzen Tag und streamt den live ins Internet. "Alles anders" bedeutet auch, es gibt keine Regeln mehr. Jede(r) kann zum Opfer werden, egal ob Jungfrau, schwarz oder schwul.

Wer die Trilogie kennt, weiss was ihn erwartet. Von den Anfangsszenen bis zum Ende Einzeiler und billige, wirksame Schreckmomente am laufenden Band. Man ist innerhalb der Story sehr bemüht, immer wieder daraufhinzuweisen, dass jetzt alles anders und neu ist. Aber andererseits setzt man auch voll auf die alte Stammbesetzung, die die neuen Gesichter mit wenigen Ausnahmen leider komplett an die Wand spielt, was im Kontext einer Teeniehorrorkomödie viel über das Talent mancher Jungdarsteller_innen aussagt. Und was ist das mit den Culkin-Jungs? Bis auf einen Spross sehen die immer creepy aus. Dazu kommt dann die selbe alte Crew hinter der Kamera. Dadurch fühlt sich SCRE4M an wie sich ein SCREAM-Film eben anfühlt, sieht aus, wie ein SCREAM-Film eben aussieht, hört sich an, wie sich ein SCREAM-Film eben anhört. Trotzdem habe ich gelacht. Ziemlich oft sogar. Es gab der mittelmäßigen Gags offenbar derart viele, dass sie den Film über tragen. Der Film besteht im Grunde aus einer dünnen Story, Popkulturreferenzen, Kleinstauftritten von halb Hollywood (Cameos), Gerenne, Geschreie, Gesterbe.

Freut einen Kinogäger, der in den 90ern die Trilogie geguckt hat das Wiedersehen, die Gags, die Cameos? Defintiv ja. Deswegen kann man den schon gucken. Allerdings hebt er sich von seinen Vorgängern auch überhaupt nicht ab und wird zu seiner eigenen Persiflage. Alles ist im Grunde gewürzt mit zu viel Selbstironie und zu wenig Geschichte.

4 von 10 Blutspritzer

Disclaimer: dieser Artikel erschien zuvor auf fictionBOX.de

17 Mai 2011

"Geliebtes Leben" ab morgen im Kino

Kurzinhalt:
Südafrika. Township Elandsdoorn. Eine Gemeinde, wie viele in Südafrika - geprägt von Armut und Gottesfürchtigkeit. Hier lebt Chanda, ein 12jähriges Mädchen, zusammen mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und dessen zwei Kindern. Chanda erledigt an diesem Tag etwas, dass keinem Kind zugemutet werden sollte. Sie muss einen Sarg kaufen, denn ihre kleine Schwester ist an diesem Morgen kurz nach der Geburt verstorben. Sie kämpft aufgrund der Apathie ihrer Mutter nicht nur mit dem Haushalt und den beiden Halbgeschwistern, die vom Tode des Babys nichts erfahren sollen, sondern auch mit dem trunkenen, stehlenden Stiefvater, von dem sie das Geld wiederholt, das für die Beerdigung benötigt wird.

Review:
So beginnt die berührende Geschichte um das Stigma AIDS und die AIDS-Waisen in Südafrika, anhand des Schicksales von Chanda, ihrer Familie und ihrer besten Freundin. Der krasse Wiederspruch zwischen der Allgegenwart und dem Todschweigen der Krankheit, um den Ruf in der Gemeinde nicht zu gefährden ist zentrales Thema. So bedeutet die Diagnose AIDS nicht nur den sicheren, schleichenden Tod, sondern der kleinste Verdacht auch den Sozialen. Hinter dem vorgeschobenen Zusammenhalt im Township verbirgt sich tatsächlich eine so tiefe Angst gegenüber der Krankheit, das Freunde und Nachbarn ganz schnell zu einem feindseeligen Mob werden. Der Taktik, der sich dort bedient wird, ist, andere Krankheiten und Unfälle vorzuschieben und sich ja nicht die Blöße zu geben. Mrs. Tafa (Harriet Manamela, Hotel Ruanda), die resolute Nachbarin der Familie, ist mit Chandas Mutter befreundet und versucht mit allen Mitteln diese Fassade, auch aus persönlichen Gründen, aufrechtzuerhalten.

Es geht also nicht so sehr um die Krankheit selbst, sondern um die sozialen Gefüge, in denen Menschen mit AIDS leben und deren Stigmatisierung durch die Gemeinschaft. Dabei gilt dieses Stigma weltweit und nicht nur in einem südafrikansichen Township, dass sich zunächst sehr weit weg anfühlt für Europäer. Mögen auch die Umstände andere sein, bedeutet AIDS immer auch Ausgrenzung. Diese wird im Film natürlich auf die Spitze getrieben, aber es handelt sich ja auch um ein Drama und keine Dokumentation. Chanda ist in der Tat ein aussergewöhnliches junges Mädchen, da sie es als einzige wagt, offene Geheimnisse laut auszusprechen und den ihr nahestehenden Menschen die Würde zuzugestehen, die ihnen die Gemeinschaft aberkennt. Der Film ist erfrischend wenig melodramatisch umgesetzt, einzig ganz am Ende gibt es eine Szene die ich aufgrund ihrer übermäßigen tränendrüsendrück-Funktion für unnötig halte.

Chanda wird eindrucksvoll von Khomotso Manyaka in ihrer ersten Rolle überhaupt gespielt. Sie spielt die Erwachsenen in der Tat an die sprichwörtliche Wand. Die Chemie zwischen ihr und Lerato Mvelase, die Chandas Mutter Lilian verkörpert, stimmt sofort und begleitet glaubwürdig den ganzen Film. Die Arbeit von Regisseur Oliver Schmitz, die deutsche Zuschauer wohl am ehesten kennen, ist die, an Folgen der Serien Doctor's Diary und Türkisch für Anfänger. Sein deutscher Name ist jedoch irreführend, Schmitz ist tasächlich Südafrikaner. Er hat das richtige Ensemble aus Laiendarstellern und hauptberuflichen Schauspielern zusammenbekommen, das es schafft, dieses Thema auf sehr persönliche Weise, der breiten Öffentlichkeit ausserdokumentarisch zugänglich zumachen. Die Ehrungen in Cannes und in Südafrika wurden hier völlig zu Recht vergeben. Der Film basiert auf dem Roman "Chanda's Secrets" (dt. "Worüber keiner spricht", siehe Amazon-Partnerlink am Ende des Artikels) von Allan Stratton, einem Kanadier, dem Schmitz zuvor bei Recherchen zu einem anderen Buch über Ugandas Kindersoldaten half.

Fazit:
Oliver Schmitz gelingt es diese komplexe Thematik, die das Leben Vieler in Südafrika bestimmt, ohne große Theatralik einzufangen. Glaubwürdig und mitreißend erzählt, durch die Augen eines kleinen Mädchens, die in einer Umgebung, in der alle mehr oder weniger gegen sie sind, unglaubliche Stärke demonstriert. Ihr Gefühl für Richtig und Falsch wankt aufgrund der ständigen Bombardierung von Aussen schon einmal, jedoch schafft sie es im Gegensatz zu allen Erwachsenen, die Phase zu überwinden. Geliebtes Leben läuft ab morgen, dem 12. Mai 2011, in den deutschen Kinos und ist definitv einen Blick wert.

8 von 10 Punkte.

Disclaimer: dieser Artikel erschien zuvor auf fictionBOX.de

16 Mai 2011

Der Herr Der Ringe - Die Reise [INFOGRAFIK]

Der Designstudent JT Fridsma hat auf seiner Seite einen wundervollen Print im Angebot: die komplette Reise in der Filmtrilogie "Der Herr der Ringe" als Plot in einer Infografik! Zur großen Variante besucht seine Seite (s.u.).





JT Fridsma via Co.Design

15 Mai 2011

Batman: Gotham Knight

Animierte Kurzgeschichten im "Animatrix"-Stil
Nach den Geschehnissen in Batman Begins rennen viele der ehemaligen Insassen Arkhams noch frei durch die dunklen Gassen Gothams. Trotz aller Versuche, die von Jonathan Crane (The Scarecrow) missbrauchten Häftlinge nach dem Halluzinogen-Angriff einzufangen, blieb den Behörden nichts anderes übrig, als die Insel der Narrows komplett zum Anstaltsgebiet zu erklären und vom Rest der Stadt zu isolieren. Das am südlich gegenüberliegenden Ufer liegende Hob's Oven, ein verlassener, zerstörter und dunkler Stadtteil, in dem sich nur Drogendealer, andere Kriminelle und Obdachlose aufhalten, soll nach Plänen der Aktivistin Teresa Williams neu gestaltet und für den Normalbürger zurückerobert werden. Williams wird jedoch getötet und die Konkurrenz in Form des Immobilienhais Ronald Marshall hat freie Bahn. In Little Roma kommt es am selben Tag zu einem Bandenkrieg auf offener Straße. Beide Seiten wurden mit Waffen vom selben russischen Waffenschieber versorgt, der sich mit Sal Moroni, dem Don von Little Roma, im Kampf um Downtown Gotham befindet.

Anmerkung: Die kurze Inhaltsangabe basiert auf Zusatzwissen, ohne das ich nicht empfehlen würde den Film zu konsumieren. Es existiert ein englischsprachiger(!) Roman zum Film, der übergreifend alle Teile wirklich zu verknüpfen vermag und viel tiefer in die Zusammenhänge eintaucht und für mich den Film erst verständlich gemacht hat. Leider gibt es nicht nur Diskrepanzen zwischen Segmenten innerhalb des Films, sondern eben auch zum Buch. Vermutlich wurde das zugrunde liegende Script in den jeweiligen Teilen ein wenig uminterpretiert, so dass sich z.B. in "Crossfire" Moroni und der Russe tatsächlich gegenüberstehen, was im Buch an der Stelle nicht stattfindet, auch sind die beiden Cops nicht zufällig am Ort des Geschehens. Im Grunde ließe sich auf den Film "Gotham Knight" verzichten. Wer also eine imaginäre Brücke zwischen "Batman Begins" und "The Dark Knight" schlagen möchte, dem sei der Roman Batman: Gotham Knight (siehe Amazon-Partnerlink am Ende des Artikels) ans Herz gelegt, zu dessen Unterstützung das Filmmaterial herangezogen werden kann, aber nicht muss. Dies vorneweg...
Review: Bei "Gotham Knight" handelt es sich um einen animierten sechsteiligen Episodenfilm, der in seiner Gänze die Geschichte zwischen den beiden Kinofilmen von Chrisopher Nolan, "Batman Begins" und "The Dark Knight" erzählt, ähnlich dem Konzept hinter The Animatrix. Da auch hier ausschließlich japanische Künstler am Werk waren, werden Fans der alten gezeichneten TV-Serie nicht auf ihre Kosten kommen. Leider eignet sich der nicht durchweg einheitliche Stil der knapp 10minütigen Episoden in meinen Augen eher schlecht um eine, wenn auch nur lose, verknüpfte Geschichte zu erzählen. Konstanter Stil oder längere wirklich inhaltlich getrennte Episoden wären hier von Vorteil gewesen.
Werfen wir nun einen kurzen Blick auf die einzelnen Segmente:
"Have I Got A Story For You"
Einer der entflohenen Häftlinge, der psychische Schäden durch Cranes Experimente davon trug, ist Jacob Feely. Er nennt sich selbst "Der Mann In Schwarz" (Man In Black) und ist ein ausgezeichneter Ingenieur, dessen selbstgebaute Waffen auch finanziert sein wollen. Die Geschichte seines Kampfes mit Batman wird aus Sicht von vier Jugendlichen erzählt, die bei verschiedenen Gelegenheiten Zeugen der Konfrontation werden. Dabei merkt man deutlich wie die Wahrnehmung die Wahrheit verzerrt, so wird Batman zu einer formwandelnden Gestalt, übergroßen Fledermaus und einem Kampfroboter.
Der Zeichenstil ist u.a. bekannt aus dem Animatrix-Segment "Kid's Story", der vom selben Produzenten stammt und ist leider mit seiner verwischten, fischaugenartigen Optik überhaupt nicht meins. Diese, vom Oscar-nominierten Autoren Josh Olson ("A History of Violence") geschriebene Geschichte, zeigt zwar sehr schön wie die Wahrnehmung unter dem Einfluss von Angst und Aufregung leidet und wie auch die Vorstellungskraft von Kindern ihre Geschichten ausschmückt, man erfährt jedoch nicht wer der Gegner eigentlich ist.
"Crossfire"
Im zweiten Segment soll der von Batman verhaftete Feely nach Arkham zurückgebracht werden. Zwei Detectives, der von Lieutenant Gordon gegründeten MCU (Major Crimes Unit), Crispus Allen und Anna Ramirez bekommen den Auftrag. Sie sind beide loyale Cops, könnten jedoch unterschiedlicher nicht sein. Cris ist unzufrieden damit, hinter Batman aufzuräumen und nicht selbst die Schwerverbrechen zu bekämpfen. Er hat eine ablehnende Haltung gegenüber dem, in seinen Augen gesetzlosen, Rächer entwickelt und will die Einheit wieder verlassen. Seine Partnerin hingegen ist große Anhängerin von Batman und seiner Fähigkeit Ergebnisse zu liefern. Auf dem Rückweg von der Arkham Anstalt nehmen sie schließlich den Umweg durch den Stadtteil Tricorner - Little Odessa - wo sie in den titelgebenden Schusswechsel zwischen Moroni und dem Russen geraten. Dies soll Moronis Rache für den eingangs erwähnten inszenierten Bandenkrieg sein.
Der Zeichenstil gefällt schon deutlich mehr, aber auch hier bleibt die Handlung ausgesprochen platt und dient als Ausrede dafür, Batman heroisch aus dem Feuer schreiten zu lassen und einen skeptischen Polizisten in einen glühenden Verfechter zu verwandeln. Schließlich rettet Batman nicht nur Allen, sondern auch seiner Partnerin am Ende das Leben. Es wird leider auch hier völlig verfehlt auf den Bandenkrieg genauer einzugehen, die zugrundeliegende Story muss man sich mehr oder weniger zusammenreimen. Auch wird das Zufallselement etwas überstrapaziert, denn dass der Wagen der Cops sich auf einem offenen Platz ausgerechnet zwischen zwei haltenden verfeindeten Bossen wiederfindet ist schon sehr gewollt. Da unser Held gewohnt wortkarg in Erscheinung tritt lässt sich auch sein Gedankengang und seine Motivation in dem Fall nicht erkennen. Comicautor Greg Rucka schafft es zwar in 10 Minuten aus Allen einen Batman-Freund zu machen, doch ist der Weg dorthin allzu sehr inszeniert.
"Field Test"
Hier treffen wir auf einen ausgesprochen "japanisch" aussehenden Bruce Wayne, der im Labor von Lucius Fox den immer wieder mal erwähnten abgestürzten WayneCom Satelliten begutachtet und sich Bilder von den zwei Yachten der verfeindeten Bosse aushändigen lässt. Die Absturzursache ist gleichzeitig eine neue außergewöhnliche Spielerei für Batman - ein magnetischer Schutzschild, der Kugeln ablenken kann. Bevor Batman sich jedoch um die beiden Bosse kümmern kann, hat er eine Unterredung mit dem Immobilienhai Marshall beim Golf. Er erhofft sich Bestätigung für seinen Verdacht, dass er der Auftraggeber des Mordes an seiner Konkurrentin Williams ist. Es gelingt Bruce nach dem Spiel, den PDA Marshalls an sich zu nehmen und er kann sich um Moroni und den Russen kümmern. Nachdem er beide konfrontiert und sie dazu "überredet" hat, in ihren Stadtteilen zu bleiben und sein neuer Schutzschild ganze Arbeit geleistet hat, muss er jedoch feststellen, dass einer der Widersacher durch eine abgelenkte Kugel getroffen wurde und bringt ihn ins Krankenhaus. Er entscheidet danach, dass er nicht bereit ist, andere durch seinen Schutz in Gefahr zu bringen.
Der Stil gefällt mir persönlich sehr gut und bringt auch endlich etwas Licht ins Dunkel um Marshall und beendet die Gang-Story. Leider macht diese nachträgliche Konfrontation der beiden Bosse auf ihren Booten, nach "Crossfire" nur wenig Sinn, denn man muss jetzt annehmen, dass beide Bosse der Polizei und Batman entkommen sind, obwohl dieser beide außer Gefecht gesetzt hatte. Warum solche Diskrepanzen und Logikfehler vermutlich existieren, hatte ich ja bereits in meiner Anmerkung vor dem Review erwähnt.
"In Darkness Dwells"
Kommen wir nun zum Kernstück der ganzen Kunst. Bei "In Darkness Dwells" nimmt man sich endlich dem entschwundenen Scarecrow und seiner halluzinierenden Gefolgschaft an. Scarecrow hat aber auch ein anderes Wesen unter seiner Kontrolle: Waylon Jones auch bekannt als Killer Croc, eine durch seine Hautkrankheit im Zirkus aufgewachsene Gestalt und Ex-Insasse von Arkham. Er war dem Halluzinogen und Experimenten Cranes ausgesetzt und entführt für ihn nach und nach Menschen. Dieses Mal traf es Kardinal O'Fallon mitten in der Predigt. Während Batman sich in die Kanalisation begibt überwachen ihn Gordon, Allen und Ramirez. Schließlich trifft Batman in einem Kampf auf Croc und kann ihn außer Gefecht setzen. Dieser hat ihn jedoch gebissen und so erneut mit dem Toxin infiziert. Schaurig schön auch, dass man erfährt, dass in Gotham Tote in Särgen mittels eines Druckluftsystems transportiert wurden. Necro-Röhrenpost. Schließlich kommen wir in Scarecrows Unterschlupf, wo O'Fallon getötet werden soll, da er Obdachlosen geholfen hat. Diese sollen Scarecrows Armee verstärken und nicht gerettet werden.
Das Segment bietet gute Action und man merkt, dass er aus der Feder von David S. Goyer, dem Coautor von Batman Begins, stammt. Leider gefällt mir der Stil wiedermal nicht so gut. Die SloMo-Einstellungen nehmen überhand und sind teilweise übertrieben. Auch kann ich starke Kontraste und viel Schwarz in Animes nicht mehr sehen.
"Working Through Pain"
Hier sehen wir einen im Kampf verwundeten Batman, der auf dem Weg zu Alfred, mehr und mehr an Kraft verliert. Er besinnt sich jedoch auf eine Erinnerung, seine Suche nach dem Weg Schmerz zu überwinden, vor den Ereignissen in Batman Begins. Er sucht den Rat von Fakiren in Indien, diese jedoch werden ihn nicht lehren. Er wird zu einer Frau geführt, Cassandra, die von allen als Hexe angesehen wird.
Auch hier nimmt ein japanischer Unterton überhand. Man fühlt sich ob des Zeichenstils und der Musik eher in einem japanischen Dojo, als in Indien. Die weise Frau, hat zudem außer seichtem pseudophilosophischen Text nichts zu bieten. Dieser Teil wirkt vom Rest völlig abgetrennt, schließlich sollte man annehmen, dass Batman noch an der Bisswunde von Croc leidet und sich durch die Kanäle heimschleift, stattdessen deckt er aber eine Schusswunde ab. Seine Flashbacks enthüllen außerdem, dass Cassandra diejenige sein soll, die ihm das Credo "Working Through Pain" (durch Schmerzen arbeiten) eingefleischt hat, war ich jedoch der Auffassung, dass er das von Râ's al Ghûl hat. Schließlich findet er am Ende zu Alfred, bricht aber fast unter dem emotionalen Ballast, den beide Arme voll mit in den Abwasserkanal entsorgte Pistolen auslösen, zusammen. Mitreißend ist was anderes.
"Deadshot"
Das zweifelsohne beste und stilvollste Actionsegment des Films ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass es sich hier eben um Deadshot dreht, den Profikiller. Er hat keine extrem durchgeknallte Persönlichkeit, sondern macht nur seinen Job. Die Russen wollen sowohl Gordon als auch Batman tot sehen und heuern Deadshot an. Nach der Übergabe von Marshalls PDA an Gordon, wird auch klar, dass dieser Deadshot auch schon einmal verpflichtet hat, um Teresa Williams - die Gemeindeaktivistin - zu töten. Nach dem obligatorischen Kampf sind Deadshot und Marshall angeklagt und ihnen droht die Todesstrafe.
Die DVD/BluRay
Die 2-Disc Special Edition, auf der diese Review basiert, ist nur noch gebraucht erhältlich. Sie ist über den Film hinaus noch sehr gut ausgestattet und enthält neben Audiokommentaren auch einen Nachruf an Bob Kane, den Schöpfer Batmans, sowie ein Portrait der Bösewichter Gothams und als Bonus 4 Episoden der alten animierten TV-Serie. Die BluRay enthält vermutlich das gleiche Material.
Fazit: Man muss bei "Batman: Gotham Knight" zu viel annehmen um die Geschichte logisch verfolgen zu können, denn einzeln funktionieren die Segmente definitiv nicht. Die teilweise wunderschön gezeichneten Hintergründe Gothams sind einen Blick wert, werden allerdings manchmal durch 3D-Modelle ersetzt, was in 2D-Filmen überhaupt nicht passt und den Stil bricht. Die größte Schwäche des Films ist die kürze seiner Episoden und die aus den unterschiedlichen Stilformen resultierende optische und teilweise auch erzählerische Inkonsitenz. Was bei "Animatrix" aufgrund der Abgeschlossenheit der Segmente funktioniert, verwirrt hier. Hier wäre mehr wirklich mehr gewesen.
Wertung: 4 von 10 Punkten
Disclaimer: Dieser Artikel erschien zuvor auf fictionBOX.de

13 Mai 2011

Thor

Die Wüste in New Mexico. Schon oft war sie der Schauplatz überirdischer Ereignisse. Schon oft war sie die Kulisse geheimer Experimente in den Filmen Hollywoods. Hier nun treffen wir auf drei Forscher, die seltsamen Wetterphänomenen auf der Spur sind. Angeführt von Jane Foster (Natalie Portman) rasen Erik Selvig (Stellan Skarsgård) und Darcy Lewis (Kat Dennings) mit ihrem Mobil über Sandpisten in Richtung eines sich formenden Tornados. Kaum angekommen, will Jane natürlich in bester Twister-Manier ins Auge des Sturms fahren und prompt stoßen sie mit einer Gestalt zusammen, die dort eigentlich nichts verloren hat. Ein Mann, scheinbar direkt dem Tornado entstiegen, zunächst orientierunglos und Namen aus alten nordische Mythen gen Himmel rufend, erschreckt Darcy derart, dass sie ihn kurzerhand mit ihrem Taser lahmlegt. Zuvor droht er ihr und sagt, sein Name sei Thor.

So beginnt die neueste Marvel-Verfilmung aus der Schmiede des Shakespeare-Regisseurs Kenneth Branagh, der dem deutschen Publikum in sechs Folgen als Kommissar Wallander in seiner Tätigkeit als Schauspieler auch neben seinen etlichen Hollywoodrollen und Regiearbeiten bekannt sein dürfte. Er zaubert ein visuelles Spektakel auf die Leinwand, das einen fast glauben lässt, dies wäre der erste Popcornstreifen diesen Jahres, obwohl für uns in Deutschland natürlich TRON: Legacy im Januar schon diesen Platz einnimmt. Wo sich beide im visuellen Stil das Wasser reichen, bleibt Thor in der 3D-Umsetzung leider auf der Strecke. War 3D bei TRON: Legacy nicht nur explizites Stilmittel um zwischen realer und Computerwelt unterscheiden zu können und die Umsetzung nahe an der Referenz, die James Cameron mit Avatar abgeliefert hat, wirkt es bei Thor aufgesetzt. Der Effekt ist oftmals kaum spürbar, so dass man sich fragt, wozu man die lächerlichen Brillen trägt und bei mir war es seit Langem auch mal wieder relativ kopfschmerzig. Der Effekt trägt zum Film tatsächlich nichts bei und erweckt den Eindruck, dass das Studio-Marketing den 3D-Aufkleber um jeden Preis auf die Plakate klatschen wollte. Es ist auch seltsam, da der Film visuell extrem stilvoll ist und dem Zuschauer viel bietet, an dem sich die Augen satt sehen können - ganz ohne halbgares 3D.

Comicheldenverfilmungen. Mag man die beiden Iron Man-Filme, mag man The Incredible Hulk und den noch kommenden Captain America, dann mag man auch Thor. Marvel hat sich durch halbversteckte Easter-Eggs und Cameoauftritte viel Mühe gemacht, um ein glaubwürdiges, filmübergreifendes Universum zu schaffen und wird somit schon automatisch die Fans anziehen. Aber auch für den gänzlich unvertrauten Kinobesucher, kann der Film funktionieren, schließlich spielt es gar keine Rolle, ob Thor ein Comicheld ist, oder nicht. Seine ganze Geschichte, alle handelnden Figuren entspringen dem nordischen Mythos und es funktioniert die “technologisch oder zivilisatorisch höherentwickelte Wesen wurden auf der Erde als Götter verehrt”-Sichtweise hier ganz genauso, wie bei Stargate, Indiana Jones: Das Königreich des Kristallschädels oder selbst Alien vs. Predator. Der Film lohnt nicht nur wegen einem Ausflug in die nordische Mythologie sondern auch wegen dem Spaß und ja, auch der Action. So sehr es ernste eindringliche Szenen beispielweise zwischen Vater und seinen Söhnen gibt, gibt es auch wirklich lustige Momente, die die Stimmung auflockern und den Film neben seinem fantastischen Spielort Asgard, im wahrsten Sinne des Wortes, erden. Die Szenen am königlichen Hofe Asgards sind inszeniert wie eine Shakespeare-Aufführung: sehr detailliert, voll großer Gesten und großer Worte. Die Dialoge geschliffen und etwas gestelzt formuliert. Immer aus einer der Figur entsprechenden Haltung heraus. Chris Hemsworth leistet als Thor hier neben Anthony Hopkins als Odin gute Arbeit und hat sich von seinem Respekt als Neuankömmling in Hollywood nicht übermannen lassen. Genrefans ist er v.a. als Kirks Vater George Kirk aus Star Trek von 2009 im Gedächtnis. Dies ist seine erste Hauptrolle. Natalie Portman spielt mit einer erfrischenden Leichtigkeit, eigentlich so wie jede ihrer Rollen. Sie schlüpft in die Jane hinein und ist sie. Langsam glaube ich abgedroschen zu klingen, aber die Chemie stimmt. Thor und Jane sind kein einfaches Liebespaar, mehr von dem Typ: zufällig zusammengestoßen und haftengeblieben. Weder ist die Beziehung der beiden zueinander besonders dramatisch mit endlosen Hochs und Tiefs (kein Rollercoaster-Ride) noch ist sie unglaubwürdig. Es prickelt auf einer intellektuellen Ebene zwischen den beiden. Schließlich verkörpert Thor all das, was Jane versucht als Forscherin zu begreifen.

Langsam verdichtet sich das Netz der Marvel-Helden auf der Leinwand für ein Aufeinandertreffen im Film The Avengers, der sich gerade im Dreh befindet. Wer sich an Iron Man 2 erinnert und bis nach den Endcredits sitzenblieb - was im Übrigen bei ALLEN Marvelverfilmungen für Comicinsider eine Empfehlung ist - wird sich an den Thor-Teaser erinnern - eine Szene, wie sie auch im tatsächlichen Film stattfindet. S.H.I.E.L.D. hat in Person von Agent Phil Coulson (Clark Gregg) einen ersten ausgedehnten Auftritt - in Iron Man war er ja gerade noch mit Namensfindung beschäftigt und nur am Ende mit von der Partie. Es bleibt bis 2012 und darüberhinaus spannend.

Fazit:
Popcornunterhaltung erster Güte. Ein Muss sowohl für Genre- und Marvel-Fans als auch Freunde des gepflegten Sci-Fi-Action-Abenteuers. Perfekt für einen verregneten Kinoabend oder nach einem Tag voller Sonnenbrandgefahr.

8 von 10 Hammerschläge

12 Mai 2011

Ab heute im Kino: “Priest” in 3D

Kurzinhalt:
Nach Jahrhunderten brutaler Kämpfe, besiegten die Menschen schließlich ihren schrecklichsten Feind, die Vampire. Die wenigen überlebenden Vampire wurden in isolierte unterirdische Gefängnisse gesperrt, die sogenannten Reservate. Die meisten Menschen hingegen suchten Zuflucht hinter den hohen Stadtmauern der kirchlichen Industriemetropolen. Die Priester, einst die Kriegerkaste der Kirche und tödliche Kämpfer während der Vampirkriege, leben isoliert, unfähig in die Gesellschaft reintegriert zu werden und verrichten niedere Arbeiten. Ihre Kreuztätowierungen auf der Stirn, einst Symbole der Ehre, heben sie von ihren Mitmenschen ab und markieren sie als Personen, die es zu meiden gilt. Als Sheriff Hicks (Cam Gigandet, Twilight, Burlesque) dem Priester (Paul Bettany, Legion, Sakrileg) den Bericht eines Vampirangriffs auf einen menschlichen Aussenposten in den Badlands überbringt - bei dem dessen Bruder schwer verletzt, seine Schwägerin getötet und seine Nichte Lucy entführt wurde - bittet der Priester die herrschenden Monsignores um Erlaubnis, die Entführer zu verfolgen. Als ihm seine Bitte verwehrt wird, bricht er seinen Schwur und widersetzt sich ihren Befehlen. Er fährt allein in die post-apokalyptische Ödnis um die Spur der Vampire aufzunehmen. Er wird am Haus seines Bruders von Hicks begrüßt, der ihn ab dann begleitet. Ebenso stößt zu ihnen noch die Priesterin (Maggie Q, Stirb Langsam 4, M-I: III), die den Priester eigentlich zur Stadt zurückbringen soll.

Review:
Priest basiert auf der Comicbuchreihe des Koreaners Min-Woo Hyung, hat aber eine völlig eigenständige Geschichte, zu der der Autor und der Verlag TokyoPop eine Prequel-Buchreihe unter dem Titel "Priest Purgatory" herausgebracht hat. Hierzulande erschienen bei TokyoPop bisweilen 16 Bände des Original-Manhwa (Manhwa = koreanischer Comic). Diese Herkunft bekommt eine sehr schön animierte Einleitungssequenz, die die Vorgeschichte zusammenfasst. So finden wir uns in einer dystopischen Metropole wieder, die optisch ganz klar eine Mischung aus dem Los Angeles in Blade Runner und den Videowänden in 1984 darstellt. Nur blickt hier nicht der große Bruder auf die Bevölkerung herab, sondern der Klerus in Gestalt von Monsignore Orelas (Christopher Plummer, Star Trek VI, Das Kabinett des Doktor Parnassus), der zur vollen Stunde zum Stoßgebet ruft. Optisch ist dieser Teil des Films ein ganz großes Fest für Fans von diesen beiden Filmen und man wünschte sich, die karge helle Wüste mehr als einmal wieder zu verlassen, in der der Großteil der Handlung stattfindet. Regisseur Scott Stewart hatte 2010 seinen Einstand mit Legion, von dem sich die Meisten noch durch den Trailer mehr erhofft hatten. Ich selbst habe den Film damals aufgrund der schlechten Kritiken gar nicht erst gesehen und dennoch hat Stewart nicht nur erneut einen christlichen Actionfilm auf die Beine gestellt, sondern auch seinen Lieblingsdarsteller Paul Bettany als Titelheld wieder mitgebracht.

Leider merkt man Priest eindeutig an, dass bei Stewart - als ehemaligen Spezialisten für visuelle Effekte - eben jene deutlich im Vordergrund stehen und die eigentliche Geschichte an Tiefe vermissen lässt. Trotzdem hat der Film mich ab und zu, mit - für die Spielzeit von 88min fast zu ausgedehnten - ruhigen Momenten, positiv überrascht. Soweit einen - wenn auch gut gemachter - Trash eben überraschen kann. Das Design der Vampire hebt sich deutlich von den modernen Varianten der Twilight-Reihe oder einer der etlichen Serien ab. Hier wirken sie wie die Monster aus Resident Evil, haben eine bienenstockartige "Gesellschaft" samt Königin und können Menschen auch nicht in Vampire - maximal sog. Familiars - verwandeln, sie sind eine eigenständige Spezies. Witzig ist in dem Zusammenhang, dass zwei der menschlichen Darsteller andernorts selbst Vampire spielen oder gespielt haben - Cam Gigandet, hier Sheriff Hicks, den bösen Vampir James in Twilight und Stephen Moyer, der den verwundeten Bruder des Priesters spielt, den guten Vampir in der HBO-Serie True Blood.

Der ganze Film lebt von einem durch Angst tief in allen Menschen und, durch deren Konditionierung, vor allem in den Priestern verankerten Glauben an Gott bzw. an die allmächtige Kirche, denn sich der Kirche zu widersetzen, heißt Gott zu verleugnen. Dieses Element machte den Film für mich oft zu lächerlich. So beten die Priester um ihre Spezialkräfte zu mobilisieren, die sie natürlich auch haben und von den Produzenten gerne mal mit Jedi verglichen werden. Auf der einen Seite ist der ganze Film eine eindeutige überspitzt Kritik an der Kirche, aber vom Glauben fällt dennoch niemand ab. Die Idee des Wilden Westens mit Vampiren und Mad-Max-Einschlag klingt zwar ganz witzig, ist aber zu vorhersehbar und jagt mit wenigen billigen Schreckeffekten niemanden hinterm Ofen vor. Witz fehlt dem sich sehr bierernst nehmenden Film auf ganzer Linie und man ist froh, dass man das ständig leidende Gesicht von Bettany nach seiner kurzen Spielzeit nicht mehr sehen muss. Tatsächlich finde ich, dass hier einige Talente ganz schön verbraten wurden. Zum einen Christopher Plummer, der als Kirchenoberhaupt eindimensionaler nicht hätte sein können und zum anderen Karl Urban, der zwar schon in Riddick eine ähnlich "herausfordernde" Rolle zu spielen hatte, aber sowohl in Der Herr Der Ringe als auch im letzten Star Trek beweisen hat, dass er mehr drauf hat.

Bettany kannte ich zuvor auch als mordenden Ordensbruder (was ein Zufall) Silas in Sakrileg und dort war er nicht von der gesprächigen Sorte. Stewart will ihn seit Legion als Actionhelden etablieren, was ich nach seinen kleinen, aber netten Rollen z.B. in Ritter aus Leidenschaft oder Kiss Kiss (Bang Bang) etwas schade finde.

Fazit:
Überraschend gut für Trash. Ich halte dem Film zugute, dass er nicht sinnlos von einer Actionsequenz in die nächste springt, sondern diese ganz gut dosiert. "In 3D" ist wieder einmal überflüssig wie ein Kropf und war für mich, dank stereoskopischer Nachbearbeitung, an der Grenze zum Kopfschmerz.

3 von 10 Kreuztattoos

11 Mai 2011

Star Wars: The Clone Wars (2008)

Der Pilotfilm zur CGI-Serie

Was hatte ich erwartet? John Williams' Score, gelbe Laufschrift und eine Jedi-Mission, glaube ich. Leider wurde nur Letzteres wahr. Leider fehlt auch der tyische Star Wars Vorspann fast völlig, so setzt der Auftakt-Score für meinen Geschmack zu spät ein, wird nicht von gelber Laufschrift begleitet und hört sich auch verhunzt an, als hätte ein Lizenznehmer nicht die Rechte für ein Computerpsiel bekommen und musste eine ans Original angelehnte Version des Musikstücks aus dem Hut zaubern. Statt Laufschrift bringt ein Erzähler mit schnellen Schnitten auf diverse Schauplätze den Zuschauer auf den Laufenden in welchem Zeitrahmen man sich denn befindet (viel genauer als zwischen Episode 2 und 3 wird es aber auch nicht). Der einleitende Strassenkampf zwischen Seperatisten und der von Anakin und Obi-Wan geführten Streitkräfte der Republik auf Christophsis dient wohl dem Bonding zwischen Anakin und der allein eintreffenden Schülerin Desselben. Das Ganze wirkt leider extrem gewollt und Ahsoka nervt sobald sie den Mund aufmacht. Beide sind rücksichtslos und waghalsig in ihren Aktionen, aber dafür, dass Anakin keinen Padawan annehmen wollte, geht das ausgesprochen schnell.

Ahsoka, seine Padawan-to-be wirkt wie ein vorlauter Wesley Crusher in neuer Verpackung. Ausserdem ist der Zeichenstil leider gar nicht meins, wenn man denn mal ein Gesicht sieht. Der normale Kampf ist von den Animationen in den letzten Filmen kaum zu unterscheiden. Ich mochte die Vorgängerserie deutlich mehr, was nicht allein dem Zeichenstil geschuldet ist. Was mir nach dem anfänglichen Debakel doch zweitweise gefallen hat, war der Score, bzw. ein Thema, das öfters auftauchte (leider aber mindestens einmal zu viel), zwar recht Star Wars-untypisch rüberkam, trotzdem ganz gut passte und an orientalische Klänge erinnerte. Leider verpasst es dieser Pilotfilm(!), Nebencharaktere endlich einmal gut einzuführen. Assajj Ventress ist eine davon. Ich glaube, der Film ist so angelegt, dass man den nach der alten Serie sehen sollte, ganz ohne Hintergrundinformationen wird man direkt in den Kampf geschleudert und der vorprogrammierte Verlust Ahsokas gen Ende der Serie dürfte nicht nur durch ein paar Worte Yodas an Obi-Wan bzgl. Anakins Rolle als Lehrer, sondern auch durch ihr Fehlen in Episode 3 deutlich sein, was mich auch nicht wirklich mit dem Charakter warm werden lässt.

Natürlich ist sie die Verkörperung des offensichtlich jungen Zielpublikums der Serie. Leider passt das aber auch nicht wirklich zusammen, denn für eine Kinderserie sind ausgerechnet Kriegsgeschehen und Tote im Duzend kein geeigneter Rahmen. Die Kids sehen da nur, wie mechanische Soldaten mit weiss Berüsteten Lichtblitze austauschen und den ein oder anderen Stöhner oder Geschepper. Dem Ganzen fehlt aber auch der Coolnessfaktor bei dem die Zielgruppe "cool" schreien würde. Da hilft auch senkrechtes Berghochlaufen nicht. Die "witzigen" dummen Kommentare der dummen Droidensoldaten nehmen leider auch Überhand ("roger Roger"). Der schlimmste Faux Pas in meinen Augen ist jedoch der offensichtlich tuntige Onkel von Jabba, der auf Coruscant die Fäden zieht. Lila Bemalung, Feder am Kopf und hohe Lispelstimme sind von Trueman Capote "inspiriert" aber sowas von unpassend und aufgesetzt man krümmt sich nicht vor Lachen sondern vor Einfallslosigkeit.

Fazit: Diesen Film damals im Kino anzugucken war überaus überflüssig. Trotzdem gibt es 3 Punkte für die Originalsprecher und die Choreographie. Die Serie hat in den USA inzwischen ihre dritte Staffel beendet und läuft dort erfolgreich auf Cartoon Network. In Deutschland läuft die dritte Staffel noch immer samstags gegen 10:25Uhr auf Kabel 1.

Wertung: 3 von 10 Lichtschwerter

Disclaimer: dieser Artikel erschien zuvor auf fictionBOX.de

10 Mai 2011

Source Code - Ab 2. Juni im Kino!

Wie erzählt man Geschichten? Im Falle guter bis sehr guter SciFi-Filme gibt es entweder großartiges audiovisuelles Beiwerk, dass vom wenig entwickelten Kern ablenkt oder eben eine sehr dichte Struktur mit Texten oder Gesten, die den Darstellern echtes Schauspiel abverlangen, dem Publikum aber auch den Willen, dem zu folgen. Nur selten jedoch, sieht man eine gute Mischung dieser beiden Extreme. Source Code nun, liegt irgendwo dazwischen. Leider macht es den Film dennoch nicht zu einem Herausragenden. Das beginnt mit einer relativ abgenutzten Handlung, die zwar so exakt noch nicht zu sehen war, aber als Science-Fiction-Thema durchaus keine Neuerung darstellt. Schnell werden die Parallelen zu anderen Genrefilmen deutlich. Unreflektiert könnte man Source Code so als Kreuzung aus Déjà Vu, The 13th Floor und einer beliebigen Episode von The Outer Limits bezeichnen. Der Twist, wenn man ihn überhaupt so nennen kann, wird nach dem ersten Gespräch zwischen Captain Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) und Lt. Colleen Goodwin (Vera Farmiga) mehr als nur angedeutet und hat bei seiner späteren sehr grafischen Auflösung, daher auch weniger Impakt auf den Zuschauer.

Dennoch ist Source Code großartig -in zweierlei Hinsicht. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt einfach und das merkt man auch. Insbesondere die Beziehungen von Gyllenhaals Charakter zu den beiden Frauen des Films - könnten sie auch unterschiedlicher nicht sein -sind sehr glaubwürdig. Begeistert hat mich auch das sehr ruhige und bedrohlich wirkende Spiel von Jeffrey Wright, der als Chefentwickler Rutledge das Sagen beim Experiment hat. Außerdem glaube ich, dass Duncan Jones (Regisseur, Moon) mit dem Offensichtlichen spielt. Es geht nämlich nicht um den Bombenanschlag auf einen Pendlerzug nach Downtown Chicago. Sicherlich bietet der Vorfall einen Rahmen in dem sich die Charaktere bewegen und durch den das SciFi-Element des Films seine Daseinsberechtigung findet, aber nicht nur ist die Auflösung schrecklich banal, auch die Suche nach dem Attentäter war für mich nach dem ersten 8-Minuten-Zyklus schon vorbei. Alle Charaktere sind Prototypen amerikanischer Klischeevorstellungen. Da wäre Colter, der Prototyp des amerikanischen Helden: junger Soldat, zerstritten mit dem Vater. Rutledge, der soziale Kompetenz vermissen lassende, nach Erfolg gierende Wissenschaftler. Christina, das Mädchen, dass der Held zu retten versucht. Das trifft selbst auf die Passagiere zu, wobei Jones scheinbar nicht umhin kam, den einzigen Fahrgast mit scheinbar arabischen Wurzeln, als natürlich ersten Verdächtigen von Colter verfolgen zu lassen.

Wie nimmt Colter seine Mitreisenden wahr, wie nehmen wir unsere Mitmenschen wahr und in welche Schubladen stecken wir sie? Glaubt man an diese Metaebene, wird der Film zu einer Studie über menschliches Verhalten, ganz ähnlich dem Erstlingswerk des Regisseurs. Moon beschäftigte sich mit dem Wert des Lebens und der ethisch fragwürdigen Ausbeutung dieser menschlichen Ressource, was 1:1 auch auf Source Code zutrifft. Für Jake Gyllenhaal ist dies eine Art Rückkehr zu den eigenen schauspielerischen Wurzeln in Donnie Darko. Fand ich sehr erfrischend zu sehen, dass er nach Prince of Persia zu einer, für SciFi-Filme eher kleinen Produktion ($200Mio vs. $32Mio Budget), ja sagt. Abgesehen von Gyllenhaal ist es generell erstaunlich, was aus dem eher kleinen Budget herausgeholt werden konnte und wie effektiv die eingesetzten Effekte und Kulissen doch sind. Man merkt schon, dass es derer zahlenmässig nicht so viele gibt (im Grunde nur drei "Locations"), aber das tut dem Charme keinen Abbruch, im Gegenteil, so lenkt das Beiwerk nicht vom Geschehen und den Dialogen ab.

Einzig das Ende des Films, über das zu reden ich nach einer SPOILERWARNUNG fortfahren werde, ist problematisch. Auch andere haben dieses Plothole, das ein unnötig kitschiges Happy End ermöglicht, bereits bemängelt. Da Colter seine eigene Abschaltung überlebt, stellt sich nämlich die Frage, was mit dem ursprünglichen Besitzer des Körpers, in dem er sich für normalerweise nur acht Minuten aufhält, passiert und was Colter, der eben nicht die Erinnerung von Sean Fentress besitzt, nach dem "Lass uns blau machen"-Tag mit Christina machen will. So wird Sean zum Opfer von Colter und dem Ende, das mehr Fragen aufwirft, als beantwortet. Will Colter jetzt Lehrer spielen und Seans Familie und Freunde anlügen? Leider wenig clever gelöst.

Wertung: 7 von 10 Punkten

Disclaimer: dieser Artikel erschien zuvor auf fictionBOX.de


09 Mai 2011

True Grit (2010)

Echten Schneid haben sie, die Gebrüder Coen. Auch wenn sie mit ihrem Remake einer Buchadaption vorzüglich in die Reihe von Sequels von Sequels von Comicserien, basierend auf Kinderspielzeug u.ä. passen, die dieser Tage in Hollywood an der Tagesordnung sind, schaffen sie es, diesem über vierzig Jahre alten Stoff neues Leben einzuhauchen. Außerdem ist es eher ungewöhnlich ein Wild-West-Szenario in purer Form auf Film zu bannen, derer es - im Vergleich zu John Waynes Zeiten - jährlich kaum eine handvoll gibt. Alle paar Jahre sticht ein Western heraus. Sei es Schneller als der Tod (1995), Maverick (1997) oder Todeszug nach Yuma (2007). Die Geschichte um den kauzigen U.S. Marshall Rooster Cogburn, der erst schießt und dann Fragen stellt, gehört zum Werk von Charles Portis, der mit seinen zutiefst amerikanischen Erzählungen von Kritikern teilweise in einer Reihe mit Hemingway und Twain genannt wird.


Den Schauspielern gelingt es trotz der klaren zeitlichen Einordnung, den Film sehr modern wirken zu lassen. Trotz des oft eher hingerotzten Südstaatenvokabulars mit entsprechend schwerem Akzent und Genuschel, könnten die Figuren auch in der Fortsetzung von No Country For Old Men mitspielen, würde man ihre Pferde durch Motorräder ersetzen. Die Figuren handeln realer, als in klassischen Western - es gibt wenige übertrieben große Gesten oder weise Ansprachen vom gestriegelten Pferd herunter. Auch die unvermeidlichen Shoot-Outs haben einen Hauch von modernen Thrillern, weniger von Knallfrosch-Rauch-Dramatik.


Leider habe ich es nicht geschafft mir die Erstverfilmung noch vor Start der Neuauflage oder dem Schreiben dieses Textes anzusehen, "Der Marshal" wurde im Zuge des neuen Films kürzlich neu aufgelegt und ist auch auf BluRay zu haben & damit sicher einen HD-Blick wert. Da wir gerade dabei sind: im iBook-Store gibt es derzeit einen kurzen Comic von Paramount, der den Prolog des Films einfängt, in drei Sprachen kostenlos zum Download.


Herausragend ist in diesem Film das Schauspiel von Hailee Steinfeld, die mit True Grit zugleich ihr Schauspieldebut abliefert. Sie schafft es, die Entschlossenheit, den Charme und die Gewitztheit der Matti Ross glaubwürdig rüberzubringen. Damit sticht sie meiner Meinung nach auch Jeff Bridges aus, der natürlich seine typische Präsenz auf der Leinwand hat, aber dessen Rolle sich nicht großartig von seinen anderen Rollen kauziger, schroffer, dennoch liebenswerter Männer, abhebt. Er spielt irgendwie einen Part, den Jeff Bridges eben spielt, den vermutlich kein anderer besser spielen könnte, aber er überrascht nicht. Wahrscheinlich leide ich auch etwas an einer Jeff Bridges-Überdosis. Ziemlich blass hingegen wirkte auf mich der Part von Matt Damon, der als erfolgloser Texas Ranger LaBoeuf, zwar eine für die Geschichte kritische Rolle spielt, aber oft über seine Lagerfeuergeschichten nicht hinauskommt und fast als Comic Relief des Films dient.


Leider ergeht es den Bösewichten ebenso. Da der Film den größten Teil seiner Zeit damit verbringt, zugegeben schöne, Landschaftsaufnahmen von deren Verfolgung durch Marshal, Ranger und Matti zu zeigen oder deren Wortgefechte, werden deren Motive leider nur oberflächlich behandelt. Natürlich ist True Grit aus Sicht der gealterten Matti erzählt, die auf ihre kurze Zeit mit den beiden Männern zurückblickt und somit tritt deren Beziehung automatisch in den Vordergrund. Dennoch hätte ich mir mehr Zeit an beiden Enden der Spur gewünscht.


Die Abgeklärtheit von Matti sorgt auch dafür, dass der Film nicht wirklich dramatisch wird. Man könnte ihn fast als leicht (jedoch nicht seicht) bezeichnen, da jeder härtere Moment, der dem Publikum klar machen soll, dass es hier durchaus wild zugeht und ein Menschenleben nur soviel wert ist wie der Gaul auf dem es sitzt, relativ zügig durch knackige Sprüche und schwarzen Humor abgefedert wird.


Der Film ist durchaus sehenswert und für die noch anstehenden kalten Tage im Lichtspielhaus eures geringsten Misstrauens zu empfehlen. Wer ihn sich im Original ansehen möchte, sei darauf hingewiesen, dass man auch als viellesender, -hörender und -sprechender Englischliebhaber oft an die Grenzen des Verständlichen stößt, wenn man Jeff Bridges in seinem Südstaatenakzent lospoltern hört - vielleicht greift ihr dann doch lieber zur Synchronfassung.


Vier von fünf rauchende Colts.

 

Disclaimer: dieser Artikel erschien zuvor auf fictionBOX.de


Ab heute: Deutsch.

Hey fellow readers, as of today this blog will be in German. My peer group is German, so it doesn't really make sense for anyone, to do this in English. It started out to be an exercise for me, but has proven ineffective for my readership. So there you have it.

Hallo liebe Leser, ab heute wird dieses Blog auf Deutsch weitergführt. Meine Leserschaft ist größtenteils Deutsch, daher macht es für niemanden viel Sinn, es auf Englisch zu führen. Es war für mich als Übung gedacht, ist aber ineffektiv für meine deutschen Leser. Tjo. So weit.

Ach ja: neues Design.