24 Mai 2011

Fluch der Karibik 4 – Fremde Gezeiten

Nach dem Ende der Geschichte um William Turner und Elizabeth Swan, folgt Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) erneut, aber allein, dem Kurs seines magischen Kompasses. Wie der Blick auf die Seekarte im letzten Teil schon andeutete, ist das Objekt der Begierde in Fremde Gezeiten die Quelle der Jugend. In der alten Welt stehen Spanien und England in kriegerischer Konkurrenz zueinander. Angetrieben von ihren Glaubensausprägungen wollen sowohl Spaniens als auch Englands König, die Quelle erreichen. In London nun, heißt es, sucht Jack Sparrow eine neue Crew. Keiner ist von diesem Gerücht überraschter als Jack selbst. Dort treffen wir auch auf Barbossa (Geoffrey Rush), nun als Freibeuter in Diensten seiner Majestät stehend, der Rache für den Diebstahl der Black Pearl und den Verlust eines Beines geschworen hat. Blackbeard (Ian McShane), der Piratenbösewicht in diesem vierten Teil, hat ihm die Pearl und das Bein genommen. Dieser ist seinerseits getrieben von einer Prophezeiung auch auf der Suche nach dem Ort, der ewiges Leben verspricht. Alle wollen Jack, bzw. seinen treuen ersten Maat Master Gibbs (Kevin McNally), der den Kurs über die verschiedenen Stationen zur Quelle im Kopf hat. So erlebt der Zuschauer in diesem rumgetränkten 3D-Abenteuer ein klassisches Wettlauf-Szenario, angereichert mit den typischen Sprüchen von Capt. Jack und dem restlichen Piratenpack.

Die Mischung altbekannter und neuer Figuren macht Fremde Gezeiten interessant, v.a. die Hass-Freundschaft zwischen Barbossa und Sparrow macht ihn doch sehr kurzweilig. Sie hat außerdem den Effekt, dass man hier eine gute Verbindung zu den ersten drei Teilen geschaffen hat ohne sich zu wiederholen und ich kann nachvollziehen, dass man von dem Liebespaar genug hatte. Auf der Suche nach Antworten, begegnet Jack schließlich einer alten Flamme, Angelica (Penélope Cruz). Ihre Loyalität ist mehr als einmal unklar, sie versucht aber mit Hilfe eines jungen Priesters Blackbeards dunkle Seele zu retten, sollte die Prophezeiung wahr werden und die Quelle nicht rechtzeitig erreicht werden. Der Priester selbst wird im Laufe der Reise getestet und wird eine Entscheidung zu treffen haben.

Die vorherigen drei Teile sind zugleich Segen und Fluch dieses vierten Films. Zum Einen fühlt man sich in der von Disney geschaffenen Welt sofort zuhause, zum Anderen setzt bei mir eine Ermüdung ein. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum es so lange vor Fluch der Karibik keine oder kaum moderne Piratenfilme gab (von Die Piratenbraut mal abgesehen): man braucht wie bei Western Verschnaufpausen im Kino, sonst fühlt man sich von Stoff im selben Setting schnell überrannt und trotz aller neuen Storyelemente sieht man gefühlt wenig Neues. Man sollte hier nicht zu viel erwarten, Fremde Gezeiten ist ein typischer Actionfilm und wie die ersten Filme mit wenig Tiefgang auf Keilereien und Seegefechte getrimmt. Mein größtes Problem habe ich mit Blackbeard. Sicher, Ian McShane macht aus der Figur einen mordlustigen, blutrünstigen Barbaren, der nur von Penélope Cruz' Angelica zeitweise beschwichtig werden kann und macht das gut. Aber nach zwei Teilen mit dem untoten Davy Jones und seiner zu Meeresfrüchten gewandelten Crew, ihn als NOCH böser oder vielschichtiger hinzustellen, funktioniert einfach nicht. Im Grunde ist er ein Mann, der Schiss hat, dass ihn seine Taten einholen und nun aus Verzweiflung alles auf diese Reise wirft. Er wirkt nun wie die Sparversion von Davy Jones.

Technisch gibt es an der Produktion nicht da Geringste auszusetzen, so ist der 3D-Effekt hier auch durchaus angenehm. Ich würde nicht soweit gehen und ihn als notwendig einstufen, aber er trübt hier nicht das Kinoerlebnis, wie bei anderen 3D-Filmen der letzten Zeit. Mit den Kulissen haben sie sich erneut sehr viel Mühe gemacht. Gerade auch die neuen Schauplätze in der alten Welt sorgen für etwas Abwechslung zwischen den sonst recht tropischen Umgebungen. Der Beziehungsquatsch ist leider etwas aufgesetzt und irgendwie versucht die Beziehung zwischen Angelica und Jack krampfhaft die aus Mr. und Mrs. Smith nachzuahmen. Ich fühlte mich daran erinnert, nur leider fehlt mir da der Funke oder ein Knistern, besonders von Jacks Seite. Angelica wohnt spürbar eine Leidenschaft inne, die an Jack aber nur verpuffen würde, da hilft auch kein Tango im Mondschein.

Alles in Allem wirkt Fremde Gezeiten mehr wie eine losgelöste Episode aus dem Leben von Captain Jack Sparrow, was ja irgendwie sogar der Plan der Macher war. Durchaus lustige Piratenaction, aber trotz guter Bemühungen eher eine Überdosis. Ich hab jedenfalls erst mal genug davon. Arrrrrr!

5 von 10 Buddels voll Rum

Disclaimer: dieser Artikel erschien zuvor auf fictionBOX.de


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