12 Mai 2011

Ab heute im Kino: “Priest” in 3D

Kurzinhalt:
Nach Jahrhunderten brutaler Kämpfe, besiegten die Menschen schließlich ihren schrecklichsten Feind, die Vampire. Die wenigen überlebenden Vampire wurden in isolierte unterirdische Gefängnisse gesperrt, die sogenannten Reservate. Die meisten Menschen hingegen suchten Zuflucht hinter den hohen Stadtmauern der kirchlichen Industriemetropolen. Die Priester, einst die Kriegerkaste der Kirche und tödliche Kämpfer während der Vampirkriege, leben isoliert, unfähig in die Gesellschaft reintegriert zu werden und verrichten niedere Arbeiten. Ihre Kreuztätowierungen auf der Stirn, einst Symbole der Ehre, heben sie von ihren Mitmenschen ab und markieren sie als Personen, die es zu meiden gilt. Als Sheriff Hicks (Cam Gigandet, Twilight, Burlesque) dem Priester (Paul Bettany, Legion, Sakrileg) den Bericht eines Vampirangriffs auf einen menschlichen Aussenposten in den Badlands überbringt - bei dem dessen Bruder schwer verletzt, seine Schwägerin getötet und seine Nichte Lucy entführt wurde - bittet der Priester die herrschenden Monsignores um Erlaubnis, die Entführer zu verfolgen. Als ihm seine Bitte verwehrt wird, bricht er seinen Schwur und widersetzt sich ihren Befehlen. Er fährt allein in die post-apokalyptische Ödnis um die Spur der Vampire aufzunehmen. Er wird am Haus seines Bruders von Hicks begrüßt, der ihn ab dann begleitet. Ebenso stößt zu ihnen noch die Priesterin (Maggie Q, Stirb Langsam 4, M-I: III), die den Priester eigentlich zur Stadt zurückbringen soll.

Review:
Priest basiert auf der Comicbuchreihe des Koreaners Min-Woo Hyung, hat aber eine völlig eigenständige Geschichte, zu der der Autor und der Verlag TokyoPop eine Prequel-Buchreihe unter dem Titel "Priest Purgatory" herausgebracht hat. Hierzulande erschienen bei TokyoPop bisweilen 16 Bände des Original-Manhwa (Manhwa = koreanischer Comic). Diese Herkunft bekommt eine sehr schön animierte Einleitungssequenz, die die Vorgeschichte zusammenfasst. So finden wir uns in einer dystopischen Metropole wieder, die optisch ganz klar eine Mischung aus dem Los Angeles in Blade Runner und den Videowänden in 1984 darstellt. Nur blickt hier nicht der große Bruder auf die Bevölkerung herab, sondern der Klerus in Gestalt von Monsignore Orelas (Christopher Plummer, Star Trek VI, Das Kabinett des Doktor Parnassus), der zur vollen Stunde zum Stoßgebet ruft. Optisch ist dieser Teil des Films ein ganz großes Fest für Fans von diesen beiden Filmen und man wünschte sich, die karge helle Wüste mehr als einmal wieder zu verlassen, in der der Großteil der Handlung stattfindet. Regisseur Scott Stewart hatte 2010 seinen Einstand mit Legion, von dem sich die Meisten noch durch den Trailer mehr erhofft hatten. Ich selbst habe den Film damals aufgrund der schlechten Kritiken gar nicht erst gesehen und dennoch hat Stewart nicht nur erneut einen christlichen Actionfilm auf die Beine gestellt, sondern auch seinen Lieblingsdarsteller Paul Bettany als Titelheld wieder mitgebracht.

Leider merkt man Priest eindeutig an, dass bei Stewart - als ehemaligen Spezialisten für visuelle Effekte - eben jene deutlich im Vordergrund stehen und die eigentliche Geschichte an Tiefe vermissen lässt. Trotzdem hat der Film mich ab und zu, mit - für die Spielzeit von 88min fast zu ausgedehnten - ruhigen Momenten, positiv überrascht. Soweit einen - wenn auch gut gemachter - Trash eben überraschen kann. Das Design der Vampire hebt sich deutlich von den modernen Varianten der Twilight-Reihe oder einer der etlichen Serien ab. Hier wirken sie wie die Monster aus Resident Evil, haben eine bienenstockartige "Gesellschaft" samt Königin und können Menschen auch nicht in Vampire - maximal sog. Familiars - verwandeln, sie sind eine eigenständige Spezies. Witzig ist in dem Zusammenhang, dass zwei der menschlichen Darsteller andernorts selbst Vampire spielen oder gespielt haben - Cam Gigandet, hier Sheriff Hicks, den bösen Vampir James in Twilight und Stephen Moyer, der den verwundeten Bruder des Priesters spielt, den guten Vampir in der HBO-Serie True Blood.

Der ganze Film lebt von einem durch Angst tief in allen Menschen und, durch deren Konditionierung, vor allem in den Priestern verankerten Glauben an Gott bzw. an die allmächtige Kirche, denn sich der Kirche zu widersetzen, heißt Gott zu verleugnen. Dieses Element machte den Film für mich oft zu lächerlich. So beten die Priester um ihre Spezialkräfte zu mobilisieren, die sie natürlich auch haben und von den Produzenten gerne mal mit Jedi verglichen werden. Auf der einen Seite ist der ganze Film eine eindeutige überspitzt Kritik an der Kirche, aber vom Glauben fällt dennoch niemand ab. Die Idee des Wilden Westens mit Vampiren und Mad-Max-Einschlag klingt zwar ganz witzig, ist aber zu vorhersehbar und jagt mit wenigen billigen Schreckeffekten niemanden hinterm Ofen vor. Witz fehlt dem sich sehr bierernst nehmenden Film auf ganzer Linie und man ist froh, dass man das ständig leidende Gesicht von Bettany nach seiner kurzen Spielzeit nicht mehr sehen muss. Tatsächlich finde ich, dass hier einige Talente ganz schön verbraten wurden. Zum einen Christopher Plummer, der als Kirchenoberhaupt eindimensionaler nicht hätte sein können und zum anderen Karl Urban, der zwar schon in Riddick eine ähnlich "herausfordernde" Rolle zu spielen hatte, aber sowohl in Der Herr Der Ringe als auch im letzten Star Trek beweisen hat, dass er mehr drauf hat.

Bettany kannte ich zuvor auch als mordenden Ordensbruder (was ein Zufall) Silas in Sakrileg und dort war er nicht von der gesprächigen Sorte. Stewart will ihn seit Legion als Actionhelden etablieren, was ich nach seinen kleinen, aber netten Rollen z.B. in Ritter aus Leidenschaft oder Kiss Kiss (Bang Bang) etwas schade finde.

Fazit:
Überraschend gut für Trash. Ich halte dem Film zugute, dass er nicht sinnlos von einer Actionsequenz in die nächste springt, sondern diese ganz gut dosiert. "In 3D" ist wieder einmal überflüssig wie ein Kropf und war für mich, dank stereoskopischer Nachbearbeitung, an der Grenze zum Kopfschmerz.

3 von 10 Kreuztattoos

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